Das Verständnis von Leistungsförderung ist ein anderes, so wie das Menschenbild des Sozialismus/Kommunismus ein anderes ist. Im Kommunismus ist der Mensch ulitilaristisch und altruistisch, er stellt sein Handeln ganz der Gemeinschaft in den Dienst und nur diese zählt, da der bestmögliche Zustand der Gemeinschaft gleichzeitig der bestmögliche Zustand des Individuums ist. Das hat nicht unbedingt was mit Gleichmacherei zutun, dass die Menschen unterschiedlich in ihren Anlagen sind (Fähigkeiten, Charakter, Lebensumfeld etc.) sieht auch der Kommunismus. Aus diesem Selbstverständnis heraus, fördern Kommunismus und Sozialismus, durch den Anreiz für die Gemeinschaft zu sorgen, die Leistungsbereitschaft der Einzelpersonen.
Es ist der völlige Gegenentwurf zum Homo Oeconomicus, weswegen ja der ursprünglich von Marx erdachte Kommunismus so fundamental dem kapitalistischen System entgegen steht. Dass beide Menschenbilder nicht der Realität entsprechen und wohl auch niemals die Menschen in die eine oder andere Richtung "umerzogen" werden können, sollte klar sein. Kommunismus in reinster Form würden vermutlich genauso wie Kapitalismus in reinster Form funktionieren, bleiben aber das, wofür sie (mMn) ursprünglich auch erdacht worden sind: Utopien, denen man nicht nachstreben sollte, sich allerdings einiger ihrer Mechanismen und Vorstellungen bedienen, um eine möglichst gute Gesellschaft zu formen, denn das ist ja nun der kleinste gemeinsame Nenner. Dass man individuelle Leistung eher mit einer kapitalistischen Gesellschafts und Wirtschaftsordnung fördert, sehe ich allerdings genauso wie du.
Was die andere Frage angeht: Es gibt tatsächlich noch andere Lebenserfüllung als die reine Arbeit. Dass diese zum "normalen" Leben dazu gehört, ist klar. Allerdings gibt es nun mal auch Menschen, die ihre Erfüllung in anderen Dingen finden, als materiell vergüteter Arbeit (bspw. Kunst, politisches Engagement, Kinder Erziehung, Dienst an "Gott"). Eine tatsächlich komplett liberale Gesellschaft, in der jeder tun und lassen kann, was er möchte, wäre nach dieser Lesart bestrebt ebenjene zu unterstützen. Aber wie gesagt hier nochmal der Hinweis auf den rein philosophischen Ansatz, ohne konkreten Bezug zur Wirklichkeit.
Tatsächlich sehe ich allerdings ein Dilemma: Eine Gesellschaft sollte bestrebt sein, jedem seiner Mitglieder die gleichen Chancen einräumen, sich in seiner persönlichen Entwicklung (Bildung, Arbeit, Privatleben etc.) zu entfalten. Andererseits ist dies niemals, durch nicht von der Gesellschaft bestimmbare Parameter (Elternhaus, Lebensumfeld, Veranlagung etc.), möglich.
Wie dem auch sei, hälst "soziale Gerechtigkeit" (um mal deinen Begriff wieder aufzugreifen) für sinnvoll? Und wenn ja, bis zu welchem Maße?
Btw: Ich habe witzigerweise während des Abis ganz genauso gedacht, wie du, kann dich insofern durchaus in einigen Punkten verstehen:D