Diese ganze Diskussion, vor allem in dem geposteten Artikel, ist extrem unpräzise und vereinfacht. Kapitalismuskritik an sich ist eigentlich nicht schlecht, da man auf Fehler hinweist, die möglicherweise behoben werden können. Aber hier wird nur mit Schlagwörtern umher geschmissen, ohne wirklich darauf konkret einzugehen.
"Um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten, schreiben Neubauer und Repenning, sei zwar auch der Einzelne in seinen Konsumentscheiden angesprochen, doch löse das die eigentlichen Probleme nicht."
Hier fängt das fundamentale Problem eigentlich schon an. Hier ist die Rede von einzelnen Personen, die Konsumentscheidungen treffen. In der Wirtschaft redet man von Haushalten oder einzelnen Wirtschaftssubjekten, die täglich Konsumentscheidungen treffen, um ihr Nutzenniveau zu maximieren. Die Mikroökonomie befasst sich mit solchen Konsumentscheidungen. Laut Neubauer und Repenning seien aber die einzelnen Entscheidungen auf Mikroebene irrelevant und würden "die eigentlichen Probleme nicht [lösen]". Also stellt man hier einen großen Teil der Mikroökonomie infrage und es ist schon seltsam, dass hier die Wichtigkeit der Konsumentscheidungen komplett als irrelevant dargestellt wird, als hätten sich die Autoren nicht das Konzept von Angebot und Nachfrage verinnerlicht.
"die grössten CO2-Emittenten vom Netz genommen und von den Strassen und aus der Luft verbannt werden."
"Durchsetzen soll der Staat dieses Programm mit ordnungsrechtlichen Massnahmen, Regulierungen und Verboten."
Der Einfachheit halber gehen sie dann gegen die großen Unternehmen in Stellung und fordern vom Staat planwirtschaftliche Eingriffe, die sogar soweit gehen, dass man CO2-Sünder als Verbrecher gegen die Menschheit verurteilen sollte. Doch zu leicht vergisst man die Wichtigkeit dieser Big Player. Natürlich fällt jedem direkt ein, dass solche Unternehmen für durchaus Wohlstand und Entwicklung sorgen. Aber was haben solche großen Unternehmen noch für Vorteile? In der Wirtschaft und vor allem bei solch großen Unternehmen, probiert man überall Kosten einzusparen und alle Prozesse so gut wie möglich zu optimieren und zu maximieren. Wenn man sich allein die Produktionsprozesse anschaut, fällt einem auf, dass kaum Materialien verschwendet, sondern übrig gebliebene Teile weiterverwendet werden. Natürliche Ressourcen werden demnach so effizient wie möglich eingesetzt. Auch die Forschung der Unternehmen darf nicht einfach ignoriert werden. Durch CO2 Vorschriften beispielsweise, forschen Unternehmen als Konsequenz eben an besseren Technologien.
Was planwirtschaftliche Eingriffe für Konsequenzen haben, kann ich bei Interesse veranschaulichen, es sei jedoch gesagt, dass dies große Folgen für unsere Wirtschaftsentwicklung haben wird.
Ich mein wir reden hier auch nicht über Kapitalismus vs. Sozialismus/Kommunismus. Auch in kommunistischen Ländern gibt es Wirtschaft und Industrie, die CO2 Emissionen produziert, vor allem wenn man sich die Zahlen aus der DDR anschaut. Es geht hier wirklich wie im Artikel beschrieben, um: "freiwillige Selbstdepriviligierung". Es ist doch in niemanden Interesse wieder ins Mittelalter zu fallen. Man braucht eine klare globale Lösung zur Erreichung von gestellten Klimazielen, ohne gleich jegliche Art von Fortschritt zu zerstören. Man muss aber auch die Industrie fördern und durch Steuern in eine richtige Richtung lenken nämlich: Produktionsprozesse müssen immer weniger CO2 ausstoßen. Um das zu erreichen gibt es viele Wirtschaftsinstrumente und Forschung. Wie wäre es beispielsweise an Atomkraftwerke mit vernünftiger Mülllagerung zu forschen?
Über die fehlende Möglichkeit über dieses Thema zu debattieren, da es laut Neubauer und Co. nur Gut und Böse gibt, will ich nicht schreiben, aber das führt zum Thema Faschismus.
SilverBolt hat schon ganz recht, indem er erst anfängt den Kapitalismus zu differenzieren. Historisch aber haben die meisten Diktatoren eher ein Kontrolldrang und führen dazu planwirtschaftliche Elemente in die Wirtschaft ein, um diese besser zu kontrollieren. Falls ein Land einen faschistischen Diktator hat, so ist es für Unternehmen in einem laissez-faire System eine natürliche Angelegenheit, sich mit dem Diktator gut zu stellen, um Vorteile zu schaffen. Und andersherum können Diktatoren die Wirtschaft ausnutzen, um beispielsweise mehr Waffen zu produzieren. Aber genau so wie die Wirtschaft ausgenutzt werden kann, können auch Medien etc. ausgenutzt werden. Fairas sagt, dass Faschisten durch soziale Ungleichheiten profitieren, die durch den Kapitalismus entstanden sind. Das stimmt, trifft aber auf die heutige Zeit nicht mehr zu. Bei Hitler gewiss, aber da hatten wir auch eine andere Form des Kapitalismus und vor allem eine ganz andere Lage. Während der Weltfinanzkrise 2008 traf uns auch eine sehr harte Krise, aber es gab keine Verelendung, die die Menschen dazu verleitet haben, radikale Parteien zu wählen, da wir den Sozialstaat haben. Auch zieht das Argument mit der AfD nicht so ganz, da die Menschen sich im Osten zwar abgehängt fühlen, aber es gewiss andere Gründe gibt die AfD zu wählen, da die Wirtschaftspolitik der AfD sehr neoliberal ist.