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Wen würdest du bei der Bundestagswahl 2021 wählen?

SPD
7 (19.4%)
CDU/CSU
2 (5.6%)
Grüne
6 (16.7%)
Linke
6 (16.7%)
AfD
2 (5.6%)
FDP
4 (11.1%)
Freie Wähler
2 (5.6%)
Die Partei
3 (8.3%)
Tierschutzpatei
0 (0%)
NPD
1 (2.8%)
Piratenpatei
1 (2.8%)
ÖDP
0 (0%)
andere
2 (5.6%)

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Author Topic: Bundespolitik Thread  (Read 359947 times)

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Offline Cazasar

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Re: Bundespolitik Thread
« Reply #3495 on: January 20, 2021, 03:22:23 pm »
Spoiler
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Ahhh lieber nicht
sehe das als Konflikt der großen Börsen wixxer gegen kleininvestoren, geht mir dabei tatsächlich mehr um das politikum als um die gains lel
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Offline DarkTemplar

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Re: Bundespolitik Thread
« Reply #3496 on: January 20, 2021, 04:41:37 pm »
@Feldsau, regarding Pensionsproblem

wie willst du es denn angehen?

das Problem ist das es einen Generationenvertrag gibt
dadurch zahlen die Angestellte jetzt die aktuellen Rentner

Das Problem ist das einfach viele Leute alt werden und weniger Leute geboren werden
Egal was für eine Idee du angehst, irgendwer ist der gearschte der durch die Röhre schaut

und ich war 2 Jahre lang im Finanzvertrieb
Wer sagt er kann sich keine 50€ im Monat leisten und lebt nicht in der Unterschicht, der lügt

Offline Lone

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Re: Bundespolitik Thread
« Reply #3497 on: January 20, 2021, 10:34:20 pm »
Aktien für alle:

49% der Firmenanteile gehören in die Hände der Beschäftigten. Den Rest kann der Eigentümer behalten und damit machen was er will. Somit hätten jeder Angestellte automatisch Aktien.

Problem gelöst.

Ökonomie durchgespielt
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Offline Ted

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Re: Bundespolitik Thread
« Reply #3498 on: February 07, 2021, 08:31:20 pm »


Lass ich mal unkommentiert so stehen, fands sehr interessant.
Dat kid who put up a global banlist back in Betty's times.
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>>Scenes<<

Offline Cazasar

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Re: Bundespolitik Thread
« Reply #3499 on: February 07, 2021, 08:36:15 pm »
der rechte im thumbnail sieht aus wie Karl Ess lol
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Offline Lone

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Re: Bundespolitik Thread
« Reply #3500 on: February 08, 2021, 07:23:06 pm »
der rechte im thumbnail sieht aus wie Karl Ess lol

Der Typ hat ja in gewissem Sinne auch einen Buchclub, wenn nicht sogar 2...  ::)
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Offline Nosswill

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Re: Bundespolitik Thread
« Reply #3501 on: February 12, 2021, 06:21:27 pm »
Ich bin schockiert. Ich dachte es gibt tagespolitisch nichts lächerlicheres mehr als die Beschaffungspolitik der EU Kommission, aber die Nachricht zur Verwirklichung des Lieferkettengesetztes in dieser Legislaturperiode hat mich wirklich umgehauen.
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Offline Dokletian

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Re: Bundespolitik Thread
« Reply #3502 on: February 12, 2021, 07:45:07 pm »
Ich bin schockiert. Ich dachte es gibt tagespolitisch nichts lächerlicheres mehr als die Beschaffungspolitik der EU Kommission, aber die Nachricht zur Verwirklichung des Lieferkettengesetztes in dieser Legislaturperiode hat mich wirklich umgehauen.
stimmt noch viel zu harmlos das hast du richtig erkannt
Can I just say that I’m really impressed with the cav community, 10x more mature than the inf community and a lot less tolerant of the cancerous players

Offline Cazasar

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Re: Bundespolitik Thread
« Reply #3503 on: February 12, 2021, 08:05:41 pm »
Ich bin schockiert. Ich dachte es gibt tagespolitisch nichts lächerlicheres mehr als die Beschaffungspolitik der EU Kommission, aber die Nachricht zur Verwirklichung des Lieferkettengesetztes in dieser Legislaturperiode hat mich wirklich umgehauen.
hab mich damit nicht auseinandergesetzt, worum geht's?
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Offline Nosswill

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Re: Bundespolitik Thread
« Reply #3504 on: February 12, 2021, 10:25:55 pm »
Ja wo fang ich an? Das Gesetz war schon länger im Gespräch und heute kam anscheinend der Durchbruch, indem sich CDU/CSU und SPD einigen konnten. Es steht noch nichts konkretes fest, jedoch habe ich mir das Ergebnispapier der Konferenz "Globale Lieferketten - Globale Verantwortung" durchgelesen. Zusammengefasst wird gefordert, dass Unternehmen in Deutschland, später dann in der gesamten EU, die Verantwortung über die gesamte Lieferkette hinsichtlich der Menschenrechte übernehmen müssen, denn "Menschenrechte in Liefer- und Wertschöpfungsketten dürfen nicht an den Außengrenzen der EU enden."

Wenn man kaum bis gar keine Ahnung von Supply Chain Management hat, scheint dieser Gesetzesentwurf auf den ersten Blick sehr gut. Je mehr man darüber nachdenkt, desto unrealistischer wird eine Umsetzung. Man könnte recht viel dazu schreiben, ich möchte mich jedoch auf einige Punkte beschränken.
Der Schutz von Menschenrechte, im Papier sehr häufig mit Kinderarbeit verbunden, gehört zum sozialen Ansatz der Triple Bottom Line, also dem Drei-Säulen-Modell zur Erreichung von Nachhaltigkeit in privaten als auch in öffentlichen Organisationen. Die beiden anderen Säulen sind Wirtschaftlichkeit/Ökonomie und Ökologie. Alle drei Säulen müssen im Einklang zu einander sein, um eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit einer Organisation sicherzustellen. Mögliche Nebeneffekte einer Nichteinhaltung könnten somit Pleiten und eine erhöhte Arbeitslosenquote sein. Deswegen macht es grundsätzlich wenig Sinn, sehr große und sehr drastische Maßnahmen unverzüglich einzuführen. Das gilt für die Säule Soziales, als auch für die Säule Ökologie. Auch sollte erwähnt werden, dass bestimme ökologische und soziale Maßnahmen langfristig nicht immer schädlich sind für die ökonomische Seite. Ich konnte selber in meiner Bachelorarbeit feststellen, dass beispielsweise Maßnahmen zu einer ökologischeren Beschaffung die Unternehmensleistung langfristig sogar verbessert als verschlechtert. Auch ist der generelle Trend, vermutlich auch wegen erhöhter öffentlicher Wahrnehmung, dass Unternehmen zuerst ökologische Standards umsetzen als soziale.
Nichtsdestotrotz handelt es sich bei den Maßnahmen des Lieferkettengesetzes um einen sehr großen Eingriff und ich möchte jetzt auf betriebswirtschaftlicher Ebene das ganze ein wenig beleuchten.

Ich persönliche finde den Begriff "Lieferkette" oder auch "Supply Chain" eine krasse Verniedlichung des eigentlichen Systems. Man darf sich dahinter keine Kette vorstellen, die von Anfang beispielsweise bei einem Rohstoffgewinner anfängt und bei einem Konsumenten in Zentraleuropa endet. Eine Supply Chain ist eher ein gewaltiger Stammbauen mit extrem vielen Verzweigungen. Als Beispiel lässt sich BMW heranziehen. BMW ist in diesem Beispiel der OEM (Original Equipment Manufacturer). BMW bringt somit seine Produkte selbst in den Einzelhandel. BMW ist in der Zulieferpyramide ganz oben. Darunter kommen nun die ganzen Zulieferer. BMW besitzt ungefähr 12.000 Tier-1 Zulieferer, also Zulieferer mit denen BMW direkte Lieferverträge besitzt. Jeder dieser 12.000 Tier-1 Zulieferer hat nochmal eigene Tier-1 Zulieferer, die aus Sicht von BMW dann Tier-2 Zulieferer sind. So langsam sollte man merken, dass hinter dem Begriff Lieferkette in Wahrheit ein gewaltiges Konstrukt steht mit zigtausenden von Lieferanten und Zulieferern. 

Eine Teilaufgabe des Supply Chain Managements und des Beschaffungsmanagements ist es, diese Komplexität zu analysieren, damit eine einwandfreie Versorgung sichergestellt werden kann. In Zeiten ohne Disruption macht man das mit Kennzahlen und Performance Indikatoren. Nach den neusten Erkenntnissen von Prof. Dr. Yossi Sheffi in seinem neuen Buch "The New (Ab)Normal: Reshaping Business and Supply Chain Strategy Beyond Covid-19" haben große Konzerne höchstens noch den Überblick über die Tier-2 Lieferanten. Es sind zwar aktuell bestimmte IT Applikationen in Entwicklung wie Resilinc die eine vollständige Supply Chain anschaulich machen könnten, jedoch hat kaum ein Unternehmen die komplette Supply Chain im Überblick. Auch ist es meistens so, dass Tier-1 Zulieferer gegenüber ihrem OEM keine Auskunftspflicht besitzen, welche eigenen Tier-1 Zulieferer sie besitzen und für manche Unternehmen gelten solche Informationen teilweise sogar schon zum Betriebsgeheimnis. Ich möchte ein kurzes Beispiel nennen, was sowas zu folge hat: 2012 ist ein Evonik Werk in Marl explodiert. Dieses Werk hat den Stoff CDT produziert. Aus diesem CDT werden noch drei weitere Chemikalien hergestellt. All diese Chemikalien lassen sich auf keiner Bill of Materials (BOM) von irgendeinem Autohersteller wiederfinden. Doch aus diesen Chemikalien lässt sich PA-12 herstellen, eine Art Plastik um leichtere Autoteile zu bauen. Das Evonik Werk war weltweit für 40% der CDT Produktion verantwortlich und die Explosion sorgte dafür, dass teilweise die komplette Produktion vieler Autowerke komplett zu erliegen kam. Ein weiteres Problem in diesem Beispiel ist ein Diamond Cluster, aber das hat nichts mit dem Thema zutun.

Während der Corona Pandemie mussten Unternehmen und deren Supply Chain Manager eine sogenannte "Whack-A-Mole Supply" und Whack-A-Mole Demand" managen. Wie konnten Unternehmen es schaffen, dass für den Ottonormalverbraucher in den Supermärkten im Höhepunkt von Corona kaum Supply Shortages vorgefunden werden konnten? (Es gab übrigens nachweisbar keine Disruption im Toilettenpapiersupply. Regale werden in der Nacht aufgefüllt und die meisten Bilder in Medien wurden kurz vor Ladenschluss geschossen. Am nächsten Tag waren alle Regale wieder voll.) Es gab sehr viele Maßnahmen doch eine der wichtigsten Voraussetzungen für Supply Chain Managern war eine gewisse Flexibilität. Es gelang Unternehmen extrem schnell durch schnelle Entscheidungen Disruptionen entgegenzuwirken. General Mills konnte beispielsweise innerhalb von 24 Stunden mehrere Lieferanten ersetzen, da die Werke der vorherigen Lieferanten in Asien ausgefallen sind. Diese Flexibilität war ausschlaggebend weshalb wir bei Edeka noch alles so vorgefunden haben wie es auch vor Corona war.

Nun komme ich zurück auf dieses Gesetze und frage mich, wie soll so etwas umgesetzt werden? Die deutsche Gesetzgebung für öffentliche Beschaffer hat im Vergaberecht selbst noch sehr viele Gesetzeslücken zum Umgang mit ökologischen und sozialen Standards. Das öffentliche Beschaffungsvolumen beträgt circa 11% vom BIP und im Vergaberecht sind bei solchen Standards immer noch "Kann-Kriterien" vorgegeben. Wie sollen Unternehmen, die selbst schon recht angeschlagen sind nun die gesamte Supplychain überwachen und soziale Standards durchsetzen? Und wenn es durchgesetzt wird, wie soll in Zukunft auf Disruption reagiert werden? Heute ist es möglich durch extrem fleißige Supply Chain Manager Substitute für Lieferanten zu finden. In der Zukunft müsste man dann erstmal bürokratische Hürden abarbeiten und dann ist es meistens schon zu spät und im Laden kann man sich nicht mehr seine Lieblingscornflakes kaufen. Der Ansatz zum Schutz der Menschenrechte ist richtig und wenn ausgereifte Technologien wie Resilinc verfügbar sind, wird die Nachverfolgung der Supply Chain vereinfacht. Aber jetzt und vor allem während Corona hindert man ein erneutes Durchstarten zahlreicher Unternehmen nach der Pandemie.

TL;DR: Nach dem Gesetz übernehmen deutsche Unternehmen die Verantwortung über die gesamte Supply Chain. Durch extreme Komplexität der Supply Chain haben auch die größten Unternehmen kaum einen Gesamtüberblick über ihre Supply Chain. Außerdem sorgen solche Gesetze für eine verringerte Flexibilität zur Sicherstellung des Nachschubs. Der Gesetzesentwurf ist an sich gut, jedoch real nicht umsetzbar.
 
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Offline [2ndHess] lukasoh

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Re: Bundespolitik Thread
« Reply #3505 on: February 12, 2021, 10:36:27 pm »
Ja wo fang ich an? Das Gesetz war schon länger im Gespräch und heute kam anscheinend der Durchbruch, indem sich CDU/CSU und SPD einigen konnten. Es steht noch nichts konkretes fest, jedoch habe ich mir das Ergebnispapier der Konferenz "Globale Lieferketten - Globale Verantwortung" durchgelesen. Zusammengefasst wird gefordert, dass Unternehmen in Deutschland, später dann in der gesamten EU, die Verantwortung über die gesamte Lieferkette hinsichtlich der Menschenrechte übernehmen müssen, denn "Menschenrechte in Liefer- und Wertschöpfungsketten dürfen nicht an den Außengrenzen der EU enden."

Wenn man kaum bis gar keine Ahnung von Supply Chain Management hat, scheint dieser Gesetzesentwurf auf den ersten Blick sehr gut. Je mehr man darüber nachdenkt, desto unrealistischer wird eine Umsetzung. Man könnte recht viel dazu schreiben, ich möchte mich jedoch auf einige Punkte beschränken.
Der Schutz von Menschenrechte, im Papier sehr häufig mit Kinderarbeit verbunden, gehört zum sozialen Ansatz der Triple Bottom Line, also dem Drei-Säulen-Modell zur Erreichung von Nachhaltigkeit in privaten als auch in öffentlichen Organisationen. Die beiden anderen Säulen sind Wirtschaftlichkeit/Ökonomie und Ökologie. Alle drei Säulen müssen im Einklang zu einander sein, um eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit einer Organisation sicherzustellen. Mögliche Nebeneffekte einer Nichteinhaltung könnten somit Pleiten und eine erhöhte Arbeitslosenquote sein. Deswegen macht es grundsätzlich wenig Sinn, sehr große und sehr drastische Maßnahmen unverzüglich einzuführen. Das gilt für die Säule Soziales, als auch für die Säule Ökologie. Auch sollte erwähnt werden, dass bestimme ökologische und soziale Maßnahmen langfristig nicht immer schädlich sind für die ökonomische Seite. Ich konnte selber in meiner Bachelorarbeit feststellen, dass beispielsweise Maßnahmen zu einer ökologischeren Beschaffung die Unternehmensleistung langfristig sogar verbessert als verschlechtert. Auch ist der generelle Trend, vermutlich auch wegen erhöhter öffentlicher Wahrnehmung, dass Unternehmen zuerst ökologische Standards umsetzen als soziale.
Nichtsdestotrotz handelt es sich bei den Maßnahmen des Lieferkettengesetzes um einen sehr großen Eingriff und ich möchte jetzt auf betriebswirtschaftlicher Ebene das ganze ein wenig beleuchten.

Ich persönliche finde den Begriff "Lieferkette" oder auch "Supply Chain" eine krasse Verniedlichung des eigentlichen Systems. Man darf sich dahinter keine Kette vorstellen, die von Anfang beispielsweise bei einem Rohstoffgewinner anfängt und bei einem Konsumenten in Zentraleuropa endet. Eine Supply Chain ist eher ein gewaltiger Stammbauen mit extrem vielen Verzweigungen. Als Beispiel lässt sich BMW heranziehen. BMW ist in diesem Beispiel der OEM (Original Equipment Manufacturer). BMW bringt somit seine Produkte selbst in den Einzelhandel. BMW ist in der Zulieferpyramide ganz oben. Darunter kommen nun die ganzen Zulieferer. BMW besitzt ungefähr 12.000 Tier-1 Zulieferer, also Zulieferer mit denen BMW direkte Lieferverträge besitzt. Jeder dieser 12.000 Tier-1 Zulieferer hat nochmal eigene Tier-1 Zulieferer, die aus Sicht von BMW dann Tier-2 Zulieferer sind. So langsam sollte man merken, dass hinter dem Begriff Lieferkette in Wahrheit ein gewaltiges Konstrukt steht mit zigtausenden von Lieferanten und Zulieferern. 

Eine Teilaufgabe des Supply Chain Managements und des Beschaffungsmanagements ist es, diese Komplexität zu analysieren, damit eine einwandfreie Versorgung sichergestellt werden kann. In Zeiten ohne Disruption macht man das mit Kennzahlen und Performance Indikatoren. Nach den neusten Erkenntnissen von Prof. Dr. Yossi Sheffi in seinem neuen Buch "The New (Ab)Normal: Reshaping Business and Supply Chain Strategy Beyond Covid-19" haben große Konzerne höchstens noch den Überblick über die Tier-2 Lieferanten. Es sind zwar aktuell bestimmte IT Applikationen in Entwicklung wie Resilinc die eine vollständige Supply Chain anschaulich machen könnten, jedoch hat kaum ein Unternehmen die komplette Supply Chain im Überblick. Auch ist es meistens so, dass Tier-1 Zulieferer gegenüber ihrem OEM keine Auskunftspflicht besitzen, welche eigenen Tier-1 Zulieferer sie besitzen und für manche Unternehmen gelten solche Informationen teilweise sogar schon zum Betriebsgeheimnis. Ich möchte ein kurzes Beispiel nennen, was sowas zu folge hat: 2012 ist ein Evonik Werk in Marl explodiert. Dieses Werk hat den Stoff CDT produziert. Aus diesem CDT werden noch drei weitere Chemikalien hergestellt. All diese Chemikalien lassen sich auf keiner Bill of Materials (BOM) von irgendeinem Autohersteller wiederfinden. Doch aus diesen Chemikalien lässt sich PA-12 herstellen, eine Art Plastik um leichtere Autoteile zu bauen. Das Evonik Werk war weltweit für 40% der CDT Produktion verantwortlich und die Explosion sorgte dafür, dass teilweise die komplette Produktion vieler Autowerke komplett zu erliegen kam. Ein weiteres Problem in diesem Beispiel ist ein Diamond Cluster, aber das hat nichts mit dem Thema zutun.

Während der Corona Pandemie mussten Unternehmen und deren Supply Chain Manager eine sogenannte "Whack-A-Mole Supply" und Whack-A-Mole Demand" managen. Wie konnten Unternehmen es schaffen, dass für den Ottonormalverbraucher in den Supermärkten im Höhepunkt von Corona kaum Supply Shortages vorgefunden werden konnten? (Es gab übrigens nachweisbar keine Disruption im Toilettenpapiersupply. Regale werden in der Nacht aufgefüllt und die meisten Bilder in Medien wurden kurz vor Ladenschluss geschossen. Am nächsten Tag waren alle Regale wieder voll.) Es gab sehr viele Maßnahmen doch eine der wichtigsten Voraussetzungen für Supply Chain Managern war eine gewisse Flexibilität. Es gelang Unternehmen extrem schnell durch schnelle Entscheidungen Disruptionen entgegenzuwirken. General Mills konnte beispielsweise innerhalb von 24 Stunden mehrere Lieferanten ersetzen, da die Werke der vorherigen Lieferanten in Asien ausgefallen sind. Diese Flexibilität war ausschlaggebend weshalb wir bei Edeka noch alles so vorgefunden haben wie es auch vor Corona war.

Nun komme ich zurück auf dieses Gesetze und frage mich, wie soll so etwas umgesetzt werden? Die deutsche Gesetzgebung für öffentliche Beschaffer hat im Vergaberecht selbst noch sehr viele Gesetzeslücken zum Umgang mit ökologischen und sozialen Standards. Das öffentliche Beschaffungsvolumen beträgt circa 11% vom BIP und im Vergaberecht sind bei solchen Standards immer noch "Kann-Kriterien" vorgegeben. Wie sollen Unternehmen, die selbst schon recht angeschlagen sind nun die gesamte Supplychain überwachen und soziale Standards durchsetzen? Und wenn es durchgesetzt wird, wie soll in Zukunft auf Disruption reagiert werden? Heute ist es möglich durch extrem fleißige Supply Chain Manager Substitute für Lieferanten zu finden. In der Zukunft müsste man dann erstmal bürokratische Hürden abarbeiten und dann ist es meistens schon zu spät und im Laden kann man sich nicht mehr seine Lieblingscornflakes kaufen. Der Ansatz zum Schutz der Menschenrechte ist richtig und wenn ausgereifte Technologien wie Resilinc verfügbar sind, wird die Nachverfolgung der Supply Chain vereinfacht. Aber jetzt und vor allem während Corona hindert man ein erneutes Durchstarten zahlreicher Unternehmen nach der Pandemie.

TL;DR: Nach dem Gesetz übernehmen deutsche Unternehmen die Verantwortung über die gesamte Supply Chain. Durch extreme Komplexität der Supply Chain haben auch die größten Unternehmen kaum einen Gesamtüberblick über ihre Supply Chain. Außerdem sorgen solche Gesetze für eine verringerte Flexibilität zur Sicherstellung des Nachschubs. Der Gesetzesentwurf ist an sich gut, jedoch real nicht umsetzbar.

Also erst mal: Sau gut geschrieben, sehr verständlich auch für Laien. Sehr interessantes und (wie ich jetzt auch deutlich genauer weiß als davor) sehr wichtiges Thema, das das Leben von absolut jedem direkt berührt. Danke für diese kurze Info!
Jetzt stellt sich mir aber die Frage: Es ist ein riesiger Bürokratischer Aufwand. Es ist im Moment nicht umzusetzen ohne weiteres. Der dahintersteckende Sinn ist jedoch nicht abweisbar. Wenn man das Projekt kleinschrittig angeht, nach und nach die Bürokratischen Hürden eliminiert/vereinfacht, wäre es dann grundsätzlich möglich diese Idee realistisch umzusetzen? Ich kenne mich in dem Bereich nicht gut genug aus, um auch nur Ansatzweise eine richtige Behauptung aufzustellen, aber würde das nicht in vielen Bereichen das Produkt massiv teurer machen? Die schlechten Bedingungen, unter denen hergestellt wird, sind ja nicht grundlos so billig. Wie siehst du das?

Offline Nosswill

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Re: Bundespolitik Thread
« Reply #3506 on: February 15, 2021, 06:05:06 pm »
Nachhaltigkeit ist Thema in den meisten Unternehmen und wird auch staatlich unterstützt. Generell werden von den meisten Unternehmen ökologische Zielsetzungen präferiert, da neben finanziellen Anreizen auch das Image etc. verbessert wird. Ökologisches Handeln zieht sich jedoch durch den gesamten Wertschöpfungsprozess und kostet dementsprechend auch viel. Soziale Aspekte lassen sich meistens innerhalb der Beschaffung und des Einkaufs für deutsche Unternehmen umsetzen, da man davon ausgehen kann, dass Arbeiter in deutschen Unternehmen nicht ausgebeutet werden. Deswegen bin auch auch der Meinung, dass man parallel zu den ökologischen Verbesserungen, Stück für Stück auch soziale Ziele umsetzen kann in den Lieferketten.
Beschaffer sollten sich deswegen jetzt schon mit geeigneten Möglichkeiten auseinandersetzen, darunter Technologien, die die Supply Chain von Anfang bis zum Ende visualisieren und gleichzeitig eine gewisse Flexibilität sicherstellen. Das gelingt nur durch sehr hohe Transparenz der Lieferanten. Doch was passiert wenn der Lieferant aus China keine Auskunft über seine Lieferanten geben möchte?

Wenn man nach den Methoden der Kosten- und Leistungsrechnung vorgeht, werden die Endprodukte gewiss teurer nach jetzigem Stand. Man stelle sich vor jedes Unternehmen müsste von heute auf morgen die komplette Supply Chain offenlegen und analysieren. Dafür braucht es sehr viel hoch qualifiziertes Personal und die jeweiligen Technologien. Die dort neu entstandenen Kosten werden sich sicherlich auch auf den Endpreis aufschlagen. Das ist wahrscheinlich der größte negative Nebeneffekt. Bei Disruptionen wie Naturkatastrophen, Produktionsausfälle oder Pandemien kann es, wie bereits erwähnt, dann auch zu supply shortages kommen.
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Offline Fairas

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Re: Bundespolitik Thread
« Reply #3507 on: February 16, 2021, 12:44:24 pm »
Wenn ich das richtig verstanden habe, kann man die Menschenrechte mit dem neuen Gesetz nicht einklagen. Also alles nur Papier für den Wahlkampf oder zum Hintern abwischen.

Offline Mauri

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Re: Bundespolitik Thread
« Reply #3508 on: February 16, 2021, 05:41:04 pm »
Wenn ich das richtig verstanden habe, kann man die Menschenrechte mit dem neuen Gesetz nicht einklagen. Also alles nur Papier für den Wahlkampf oder zum Hintern abwischen.
Es rettet uns kein höhres Wesen, kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun ;)

Offline Nosswill

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Re: Bundespolitik Thread
« Reply #3509 on: February 16, 2021, 05:46:02 pm »
Wenn ich das richtig verstanden habe, kann man die Menschenrechte mit dem neuen Gesetz nicht einklagen. Also alles nur Papier für den Wahlkampf oder zum Hintern abwischen.
Da bin ich mir nicht sicher. Bin gespannt auf erste Gesetzesentwürfe.
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