Erlebnisbericht eines Infanteristen des 2. Leib Regiments:
Einst Major im 1. Rheinischen Infanterie Regiment Nr. 25 von Lützow (1Rhein) und Träger des Eisernen Kreuzes II. Klasse quittierte ich vor 1,5 Jahren den Dienst und schloss mich einer Handelskompanie an, die Waren aus der Neuen Welt nach Europa verschiffte (Game Naval Action). Nach mehr als einem Jahr auf hoher See erreichte mein Schiff den Hafen von Kolberg. Ein alter Freund und preußischer Offizier erkannte mich wieder. Er überzeugte mich davon, meinen Dienst für König und Vaterland wieder aufzunehmen. Da ich mein Offizierspatent nicht mehr besaß, schloss ich mich als Rekrut der Linieninfanterie des 2. Leib Regiments an. Ich erreichte das Feldlager nur wenige Stunden vor der Schlacht.
Es war ein warmer Frühlingstag und ich war nun wieder zurück auf den Schlachtfeldern Europas.
Die Linieninfanterie des 2. Leib Regiments war hinter dem Artilleriehügel postiert. Als der Artilleriebeschuss begann, bemerkte ich, wie der junge Rekrut vor mir seinen Magen entleerte. Ich klopfte ihm auf die Schulter und sagte ihm: "Hab nur Mut meine Junge, mach deiner Familie alle Ehre!" Ein Trompetensignal ertönte, die Kavallerie des 2. Leib Regiments setzte sich in Bewegung und verschwand über den Hügel, um sich in die Schlacht zu stürzen.
Dann war es soweit, die Infanterie setzte sich in Bewegung. Als wir die Kuppe des Hügels erreichten, blickte ich in die Ebene. Das Blut in meinen Adern schien zu gefrieren. Dort unten war die Schlacht bereits im vollen Gange. Im Nebel aus Pulverdampf erkannte man nur die Mündungsfeuer der Musketen und Kanonen. Trommeln und Trompeten waren zu hören.
Wir bezogen Stellung neben einem kleinen Hügel. Auf dem Hügel links von uns stand eine Linieninfanterie dessen Regimentsflagge ich nicht erkennen konnte. Unsere rechte Flanke war nicht besetzt. Kanonenkugeln flogen über unsere Köpfe hinweg. Mehrere Geschosse schlugen jedoch auf dem Hügel links von uns ein, so dass die dort stehende Linie regelrecht zerfetzt wurde. Die Schreie der Kameraden waren fürchterlich. Da war er wieder, der schreckliche und unerbittliche Lärm der Schlacht. Nach mehr als einem Jahr auf hoher See hatte mich das Grauen der Schlacht zurück.
Von der Artillerie schwer getroffen, zog sich die Linie vom Hügel zurück. Die Linieninfanterie des 2. Leib Regiments war nun auf sich alleine gestellt. Da hörten wir auch schon die Trommeln des Gegners, die immer näher kamen. Dann war es soweit, aus dem Nebel der Schlacht heraus trat die feindliche Linie. "Habt Mut, bleibt standhaft, seid furchtlos, haltet die Linie!" riefen unsere Offiziere. Dann kam die erste feindliche Salve. Soldaten gingen getroffen zu Boden. Auch der junge Rekrut neben mir, dem ich zu Beginn der Schlacht Mut zugesprochen hatte, wurde von einer Kugel in die Brust tödlich getroffen...Ich kannte noch nicht einmal seinen Namen...Wut stieg in mir auf: "Warum stehen diese jungen unerfahrenen Burschen in der ersten Reihe?!", dachte ich. Alsbald bemerkte ich die Ironie in meinen Gedanken, denn auch ich hatte damals als Offizier stets die unerfahrenen Rekruten in der ersten Reihe aufgestellt, die Veteranen dahinter. Welcher Offizier möchte denn schon, dass seine im Nahkampf erprobten Veteranen gleich mit der ersten Salve niederstreckt werden.
Als ich meine Gedanken wieder gesammelt hatte, waren wir endlich am Zug. Wir legten an und feuerten eine blutige Salve auf die feindliche Linie ab. Nach einem weiteren Schlagabtausch war es dann soweit. "Bajonette pflanzt auf!", riefen die Offiziere. Als der Charge Befehl kam, stürzte sich das Infanteriebataillon entschlossen in den Kampf. Im Zentrum seine tapferen Veteranen und sie riefen ihren jungen Kameraden zu: "Seid furchtlos, seid erbahmungslos, macht sie nieder!" Es war ein wildes, brutales und blutiges Gemetzel und wir rächten jeden unserer gefallenen Kameraden. Das sind die Infanteristen des 2. Leib Regiments...und ich bin jetzt einer von ihnen!
Gez.
Werle